Adventszeit an der Heiligenkirche auf dem Bockenheimer Berg

Auch in diesem Advent laden wir wieder ein, sich mit unseren Darstellungen, Erzählungen und Impulsen am „Kapellsche“ auf die Advents-und Weihnachtszeit einzustimmen. Jede Woche wird es eine neue Darstellung und eine neue Erzählung geben.

Ochse und Esel sind seit dem 4. Jahrhundert Teil der Krippendarstellungen, obwohl sie in den Weihnachtsevangelien nicht vorkommen.

Bereits der Prophet Jesaja schrieb: „Der Ochse kennt seinen Besitzer und der Esel die Krippe seines Herrn“.

Stellt man sich die Ereignisse rund um die Geburt Jesu bildlich vor und weiß man um den Alltag der damaligen Zeit, ist es nachvollziehbar, dass ein Lasttier wie der Esel die junge Familie begleitete, in ihrem Alltag und vor allem auf ihrer Reise unverzichtbar war.

 

Lassen wir also in diesem Jahr einmal den Esel erzählen, wie er die Ereignisse rund um Ankunft des Messias wohl  wahrnahm.

Wir freuen uns auf Ihr Interesse und wünschen Ihnen eine besinnliche Advents- und Weihnachtszeit.

Ihr Kapellchen-Team

Der Esel erzählt weiter: Das war ja ein Ding!

Vornehme Herren mitsamt einem ganzen Hofstaat erwiesen unserem Kind die Ehre und begrüßten ihn als den neuen König. Und ich einfacher Esel durfte ganz nah dabei sein. Selbstverständlich spitzte ich die Ohren, damit ich alles mitbekam. Nie würde ich dies vergessen. Mann, was waren wir auf einmal so wichtig! Unser Kind, ein König!  Wer weiß, vielleicht besuchten uns ja auch die mächtigen Leute aus Jerusalem und wollten dem Kind die Ehre erweisen? Ich jedenfalls machte mich für alles bereit. Nicht so Maria und Josef. Die wurden immer nachdenklicher. Ich hatte das Gefühl, sie sorgten sich mehr und mehr.

Und die drei Weisen? So schnell wie sie gekommen waren, waren sie auch wieder weg. Und schon am nächsten Morgen, ganz früh, drängte Josef zum Aufbruch. Schnell alles zusammenpacken, auf meinen armen Rücken laden und los gings. Was das nur wieder sollte? Mein sonst so geduldiger Herr Josef hetzte die arme Maria zur Eile, die hatte das Kind in ein Tuch gewickelt und trug es. Ich wurde nur schroff zur Eile gedrängt. Am liebsten wäre ich einfach stehen geblieben. So schön war es in Nazaret ja auch nicht, dass wir so eilen müssten. Das war ja wie eine Flucht. Aber wir gingen gar nicht nach Nazaret. Wir wanderten immer, immer weiter. Neugierig, wie ich nun mal bin, horchte ich auf das, was Josef und Maria besprachen. Offensichtlich waren wir wirklich auf der Flucht. Herodes, der machthungrige Herrscher und Freund der Römer, fürchtete  den neugeborenen König und ließ ihn verfolgen und Josef  floh nach Ägypten, dorthin wo vor Jahrhunderten Israels Stämme gelebt hatten und von wo sie unter der Leitung von Mose in unser schönes Land zurückgekehrt waren. Erst als Herodes gestorben war, kehrten wir zurück und nun lebe ich endlich ganz zufrieden in Nazaret im Haushalt einer ganz normalen Handwerkerfamilie zusammen mit Jesus, Maria und Josef.  Wieder erkennen wir Parallelen: Gier nach Macht zerstört Menschlichkeit. Menschen verlieren ihr Leben, sind gezwungen zur Flucht in die Fremde, müssen alle und alles hinter sich lassen, was vertraut war. Sie sind angewiesen auf Zuwendung und Hilfe. Nach der Aussage von Matthäus erlebte auch die Familie Jesu dieses Trauma, ein starker Appell an alle Christen, auch heute Menschen auf der Flucht und in der Verfolgung zur Seite zu stehen, sie offen und vorurteilsfrei zu begrüßen.