Zur Landkarte Bistum

Informationen

Gemeinden

In dieser Übersicht finden Sie alle Gemeinden / Ortschaften die zur Pfarrei Hl. Elisabeth in Grünstadt gehören.

Bockenheim

St. Aegidius

St. Lambert

mehr Infos


Boßweiler

St. Oswald

Vierzehn Nothelfer

Mariä Himmelfahrt

St. Barbara

mehr Infos


Dirmstein

St. Laurentius

St. Jakobus

St. Bartholomäus

mehr Infos


Grünstadt

St. Peter

St. Valentin

mehr Infos


Kirchheim-Bissersheim

St. Johannes der Täufer

mehr Infos


Sausenheim-Neuleiningen

St. Stephanus

St. NIkolaus

mehr Infos

Kirche St. Valentin, Mertesheim

Fertiggestellt im Jahr 1504 mit einem in der Region einzigartigen Hochaltar aus der Hochrenaissance ist St. Valentin unser Schmuckkästchen. In den Jahren 2002 bis 2004 umfangreich renoviert, bewahrt die Kirche Reliquien des Heiligen Valentin, die jedes Jahr zum Patronatsfest um den 14. Februar verehrt werden.

Die Kirche ist täglich über den Windfang von ca. 9 bis 18 Uhr zu besichtigen.

Anfahrt

Die katholische Kirche in Mertesheim finden Sie unter der Adresse

Hauptstraße 83
67271 Mertesheim

Unterhalb der Kirche befinden sich Parkplätze am Straßenrand (St.-Valentin-Straße). Mehr Parkplätze gibt es am Dorfgemeinschaftshaus, St.-Valentin-Straße 1.

Die Valentinkirche in Mertesheim

Die St. Valentinskirche in Mertesheim steht zusammen mit dem Rathaus im Zentrum unseres Dorfes. Anlässlich des 1250-jährigen Dorfjubiläums im Jahr 2021 wollen wir einen Blick auf die bewegte Geschichte der St. Valentinskirche werfen. Erbaut wurde die Kirche wahrscheinlich im 8. Jahrhundert (Eckardt, 1939). Damals war sie allerdings dem Hl. Martin geweiht. Erstmalige Erwähnung findet sie in einer Schenkungsurkunde aus dem Jahr 836 (Regesta Imperii Online; RI I n. 962, 2021). Hier wird sie dem Martinskloster in Glandern bei Metz geschenkt, um den Mangel an notwendigem Bedarf der Mönche wie z.B. Unterhalt und Kleidung zu decken (Regesta Imperii Online; RI I n. 1514, in, 2021). Es stellte sich allerdings später heraus, dass diese Urkunde ein Fälschung war. Eine echte Urkunde mit gleichbedeutendem Inhalt stammt aus dem Jahr 875 (Regesta Imperii Online; RI I n. 1514, in, 2021). Im Jahr 1212 begann das Kloster Glandern schließlich mit Genehmigung des Bischofs Lupold von Worms die Einkünfte der Gemeinden Grünstadt und Mertesheim zu verwenden (Remling, 1836). Im Jahr 1504 wurde der westliche Teil der Kirche gebaut. Im nachfolgenden Grundriss ist dieser Teil schwarz markiert.

Eine Erweiterung um den östlichen Teil erfuhr die Kirche unter Pater Linus in den Jahren 1681 bis 1683. Anlässlich der Wiedereröffnung der Kirche im Jahr 1683 wurde sie unter das Patronat des heiligen St. Valentin gestellt und ist seitdem die uns heute bekannte St. Valentinskirche. 

Aus alten Aufzeichnungen geht hervor, dass die Kirchengemeinde Mertesheim nach diesem Umbau einen Aufschwung erlebte und sich zum Wallfahrtsort wandelte. Als Wallfahrtskirche stattete man sie mit zahlreichen Kunstwerken aus und anlässlich des 200-jährigen Jubiläums 1704 wurde die Kanzel errichtet. Um die Bedeutung als Wallfahrtsort weiter zu untermauern, erteilte Papst Pius VI 1794 gegen die Zahlung von 10 Gulden einen päpstlichen Ablass (Süß, 1930).

Nach der Erweiterung der Kirche im späten 17. Jahrhundert und der intensiven Nutzung als Wallfahrtsort war es rund 200 Jahre später nötig, die Kirche zu renovieren. Kleinere Maßnahmen, wie ein neuer Boden- und Dachbelag, sowie frische Wandfarbe, unternahm man im Jahr 1890. Scheinbar waren diese Maßnahmen allerdings eher optischer Natur, denn im Jahr 1908 musste die Kirche polizeilich geschlossen werden, da „der Dachstuhl einzustürzen drohte und größere Mauerteile baufällig sind“ (St. Valentin, Katholische Kirchengemeinde, 2004). Hierzu gibt es einen anschaulichen Text aus dem Protokollbuch des Fabrikrates in Mertesheim (Fabrikrat, 1899):

Sitzung des Fabrikrates vom 14. Oktober 1901

  • „ (…)Im Winter überzieht sich der Boden und das Mauerwerk mit einer Eiskruste. Dies geschieht so oft die Luft in der Kirche unter den Gefrierpunkt herabsinkt. Folgt Tauwetter, so ist die Kirche voller Nässe und Feuchtigkeit und der Aufenthalt in derselben sehr bedenklich für die Gesundheit.
  • Der Turm in einem Dachreiter bestehend, ist in seinem Gebälk morsch und faul. Sein Zusammenbruch ist nur eine Frage der Zeit. Das Bedenkliche dabei ist, dass er gerade über dem Hochaltar sitzt. Sein Absturz während des Gottesdienstes würde gefährlich werden.
  • Hinter dem riesigen, mit den kleinen Verhältnissen des Kirchleins nicht mehr korrespondierenden Hochaltars, ist in einem hölzernen Kasten die Turmuhr angebracht. Das Gerassel und Geräusch der Uhr beim Stundenschlag ist einzig in seiner Art, dabei aber ohrenzerreißend und sinnbetäubend, der Wandlung des hl. Messopfers durchaus unwürdig. Fremde Leute, die zufällig in der Kirche sind, müssen bei dem Spektakel unwillkürlich lachen.
  • Der Totaleindruck der Kirche ist beim erstmaligen Besuch sehr deprimierend. Man sagt mit Recht: „Eine schlechtere Kirche wird nicht leicht zu finden sein.“. Der Fabrikrat und die Katholiken von Mertesheim haben am 7. Juli des Jahres einen Kirchenbauverein gebildet, um die Kapitalien zur Erbauung einer neuen Kirche aufzubringen.“

Nachdem die Mängel an der Kirche festgestellt waren, erfolgte die Restaurierung nach den Plänen des Architekten W. Schulte von August bis November 1909. Dabei wurden neue Fenster eingesetzt, ein neuer Schornstein in der Sakristei eingezogen, der Dachreiter (Kirchturm) versetzt, der Hochaltar umgebaut und der Fußboden in der Kirche um einen halben Meter angehoben, damit der Boden oberhalb des Bodenniveaus der Umgebung lag. Außerdem wurde das Kreuz im Kirchhof errichtet, das an die Renovierung und Wiedereröffnung 1910 erinnern soll und zwei neue Glocken dem heiligen Martin und dem heiligen Valentin geweiht. Heute ist nur noch die Glocke „St. Martinus“ vorhanden. Neben ihr läutet heute eine 1950 gegossene Glocke, die wie auch die Martinsglocke in der Glockengießerei Hamm in Frankenthal entstand.

Am 27. Oktober 1927 überreichte der Mainzer Bischof Dr. Ludwig Maria Hugo die Reliquie des Hl. Valentin an die Valentinskirche in Mertesheim. Durch die Reliquienverehrung, die seitdem jährlich im Rahmen des Patronatsfestes um den 14. Februar stattfindet, wird die Bedeutung als Wallfahrtskirche noch einmal gestärkt.

In den 60er Jahren entfernte man zwei Seitenaltäre in der Kirche. Für den Gottesdienstbesuch gab es ab 1992 eine große Veränderung: Bis zu diesem Jahr diente ein altes, durch Fußpedale betriebenes Harmonium zur musikalischen Begleitung der Gottesdienste. 1992 erhielt die Valentinskirche eine neue Orgel mit sechs Registern und 480 Pfeifen.

Die letzte große Renovierung erfolgte 2004 anlässlich der 500-Jahr-Feier. Die Umgestaltung umfasste hauptsächlich den Innenraum der Kirche  – mit dem Ziel, die Kirche in eine Weg-Kirche zu gestalten, die den Besucher zum Hochaltar leitet. Den Beginn des Weges bilden im Eingangsbereich seitdem das Taufbecken, das Evangelienbuch vor dem von Prof. Johannes Schreiter neu gestalteten Fenster und der Beichtstuhl als Symbol des Neuanfangs. Vom Eingangsbereich wird der Besucher durch das Kirchenschiff, vorbei an neu platzierten Kunstwerken, zum Chorraum und dem Hochaltar als Wegziel geleitet. Im Eingangsbereich wurde dabei ein abschließbarer Windfang errichtet, der einen Blick in den Kircheninnenraum ermöglicht. Die Kirchentür wird dazu täglich geöffnet.

Die St. Valentinskirche gehört als Filialkirche zur Gemeinde St. Peter in Grünstadt und ist eine von 14 Kirchen in der 2015 neu gegründeten katholischen Pfarrei Hl. Elisabeth. In der Valentinskirche wird jeweils einmal im Monat ein katholischer und evangelischer Gottesdienst gefeiert. Die katholische Kirchengemeinde beteiligt sich im Laufe des Jahres an einigen Veranstaltungen, so werden beim autofreien Eistal Dampfnudeln an der Wegstrecke verkauft, am Patronatsfest gibt es einen „Pilgerimbiss“ im Dorfgemeinschaftshaus und zur Kerwe und zum Adventsmarkt wird Kuchen im Rathaus angeboten.

Eine besondere Tradition hat, wie bereits erwähnt, das Patronatsfest St. Valentin, das jedes Jahr um den 14. Februar gefeiert wird. In vergangenen Zeiten fand am Patronatsfest eine große Wallfahrt mit hunderten Pilgern zur Kirche in Mertesheim statt und das ganze Dorf feierte. Die Schule war geschlossen und es war ein lokaler Feiertag. Teil der Tradition ist es auch heute noch im Gottesdienst die zu diesem Anlass gebackenen „Valentinchen“, süße Hefeteigmännchen, zu segnen. Teil der Messfeier ist auch die Reliquienverehrung des Heiligen Valentin, zu der auch das Valentinuslied (siehe nächste Seite), das es so scheinbar nur in Mertesheim gibt, zum Gedenken an den heiligen Valentin gesungen wird. Die Reliquienanbetung soll die Gläubigen vor der „fallenden Krankheit“ (Fallsucht = Epilepsie) und „allem Übel“ schützen.

aus: Festschrift zum Dorfjubiläum 1250 Jahre Mertesheim, 2021

Anzeige

Anzeige